Revolutions Top 10

Früher war nicht nur vieles besser, sondern gemeinhin auch einfacher. Fühlte man sich unterdrückt, so reichte meist eine Brandrede, ein fähiger Redner, um Massen von Menschen auf die Straßen zu bringen. Man konnte Unmengen von Leuten mit guten Reden mobilisieren, so dass Despoten und Tyrannen zu recht um ihren Broterwerb zittern mussten. Der Mob lynchte sich zurück in die Freiheit – angeregt allein durch Ziele, Ideen und politische Motivation. Sicher, unblutig war das alles nicht; aber darum ging es ja auch nicht.

Und heute? Heute gibt es Container-Dschungelshows, in denen echte Richter vor falschen Zeugen beurteilen, ob der Haaransatz des Bundeskanzlers evtl. mit Photoshop nachbearbeitet wurde oder ob Dirk Bach schon als Massenvernichtungswaffe gilt. In einem Land, in dem eine Show wie "Wetten dass?" Topeinschaltquoten erzielt, braucht kein Mensch mehr ernsthaft erwarten, dass in nächster Zeit ein Umsturz geschieht – und fürchten braucht ihn erst recht keiner. Höchstens Oliver Geißen, der befürchten muss, dass der nächste Zuschauerumsturz irgendeinen anderen F-Promi zur Moderation der "Chartshow" an Land spült.

Was also könnte eine signifikante Anzahl der Menschen dieses Landes dazu bewegen, sich ihrer Unterdrücker zu entledigen und dem Hutzelmann im Rollstuhl endlich zu zeigen, dass die Seebrücke in Ahlbeck wirklich nur an einer Seite ans Festland grenzt und ihm da auch der beste biometrische Pass nicht weiterhilft? Ist nicht Musik unser kleinster gemeinsamer Nenner (solange sie nicht von Oliver Geißen anmoderiert wird)? Könnte es also eins der guten alten Mixtapes sein, die den Mob auf die Straße holt? Versuchen wir doch mal ein solches zu orchestrieren:

(Viele Videos nach dem Klick)

 

Seite A (Aufruf und Sammeln):

Wer Massen will, braucht massenkompatible Musik. Wir steigen also mit zwei Klassikern ein und arbeiten uns dann langsam zur Jugendkultur vor.

[youtube tkJNyQfAprY]

Mißstände verdeutlichen und an alte Gefühle appellieren – "Comfortably Numb" leitet zu "Children of the Revolution" über.

[youtube Xgcxd9wtXUE]

Vorbilder für Engagement aufzeigen "Talkin‘ ‚bout a revolution" und "One man revolution" von Tracy Chapman und Tom Morello.

[youtube SKYWOwWAguk]

[youtube vZnuGbCxN0o]

Die Jugend abholen mit Public Enemy.

[youtube qaTskTdUMCE]

Das Unmögliche scheint geschafft, die Menschen schenken uns Aufmerksamkeit und sind offen und bereit für unsere Ideen und Ziele. Nun wird es Zeit für Taten.

Seite B (Königsmord und Scherbengericht)

Immer wichtig: Frühzeitig die Presse einbeziehen und evtl. Aktionen ankündigen – Kaiser Chiefs "I predict a riot".

[youtube spYcp0ZB4nM]

Die Lage gezielt eskalieren lassen und auch vor unschönen Opfern nicht zurück schrecken. Iggy & The Stooges machens vor "My idea of fun…"

[youtube gLf5tjEWJ-c]

Extreme Maßnahmen erfordern extreme Soundtracks – "The king is dead" von Hoods.

[youtube d6X3grJcF8s]

Es ist vollbracht, der Staub legt sich und Ruhe senkt sich über die aufgebrachten Massen. Die paar Personalien des alten Regierungsapparats werden vor das eilends zusammengetrommelte Gericht gestellt, um sich ihrer Taten zu verantworten. Van Halen "Judegement Day".

[youtube XKSH2qPrOuA]

Die Revolution hat alle ihre Ziele erreicht – die Unterdrücker sind tot oder abgeurteilt; in manchen Fällen beides. Die neue Übergangsregierung nimmt ihre Arbeit auf. Doch da sie vor den Kämpfen zu sehr mit der Wahl neuer SuperPopStars beschäftigt waren, haben sie leider nicht Sartre gelesen. Den Abgesang auf ein blutiges Kapitel singt Shirley Bassey – "History repeating".

[youtube rz7DhC5_AvA]

 

Auf ein neues! Und viel Spaß im Camp.

 

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