Geht bitte sterben

Gestern abend tat ich etwas, was ich schon sehr lange nicht mehr gemacht habe: Ich habe ausdauernd Fernsehen geschaut. Schuld daran war „Schlag den Raab“, eine Sendung, die eine Faszination auf mich ausübt und die mich an den Fernseher zu fesseln vermag, wie es früher nur Ein Kessel Buntes und das Sandmännchen vermochten.

„Schlag den Raab“ ist dabei gefühlte acht Stunden länger als jede Ausgabe des Sandmännchens, die ich bisher gesehen habe, und wird ca. alle 17 Minuten von Werbeblöcken unterbrochen, in denen man nicht nur in aller Ruhe austreten, sondern bei der Gelegenheit sein Bad gleich mal neu fließen kann. Und trotzdem finde ich es spannend und muss Stefan Raab anerkennend zugestehen, mit dieser Show mal eben die Samstagabend Unterhaltung umgekrempelt zu haben.

Nach der Sendung habe ich jedoch den großen Fehler gemacht mich auf der zwischenzeitlich immer mal beworbenen Sendungs-Homepage umzuschauen und dort in den Untiefen des Showforums zu lesen. Was mich dann da erwartete, waren 180 Seiten voller „Subjekt Prädikat Objekt“ Verweigerer und ich muss mir wohl nochmal genau überlegen, ob ich wirklich die gleiche Show wie diese Menschen gut finden möchte. Nach dem Klick gibt es ein paar Perlen aus der werberelevanten Zielgruppe von Pro7.

In Sachen Kandidatenwahl:

Sven (Kanidat 1) wirds, da bin ich mir sicher.
Die anderen sind alles Kotzbrocken bei denen das Geld sowieso locker sitzt.

Ein Urteil, das dieser Menschenkenner nach immerhin einer Minute Vorstellung pro Kandidat fällen kann.

Die Auswahl des Kandidaten (Nino – nicht Kandidat 1) wurde dementsprechend begrüßt:

oh man der schwule hund

Auch als schon etliche Spiele gespielt waren, zog sich das Kandidaten Bashing wie ein roter Faden durch die bis dato verbrauchten 61 Seiten Forumsleid. Die oben gestellte Diagnose „schwuler Hund“ wurde anhand geschickt konstruierter Kausalketten bisweilen sogar erweitert:

spielt rugby und badminton, dann auch noch doktorant, was für ein Hurensohn

Leider verschweigt er uns welche der drei unaussprechlichen Beschäftigungen hier nun genau sein Missfallen provoziert hat.

Zu später Stunde driftete das allgemeine Interesse allmählich zu den Familienmitgliedern des Kandidaten:

ne geile schwester hat er ja…^^

Eine, für sich genommen, ja eher harmlose Bemerkung, die später dann durch die folgenden, nun ja… ergänzt wurde:

Weiß einer wie Nino mit nachnamen heißt?

Klingt erstmal komisch, der Zusammenhang wird aber gleich klar.

Nein, Name wegen Schwester ;-)

looool name wegen schwester. so geil eh….. ;D ;D

also weiß niemand wie man den Namen herausfindet? Unabhängig davon ob er gewinnt oder nicht ;-)
Es gibt schließlich studivz etc. wer sagt denn das ich sofort nach Mainz fahren will ;-)

ok is ein er bei studivz?

NINO ******
ich hab ihn im studi vz gefunden.
brrr so ein arroganter typ

aber hallo, die schwester.. wow..

Ich habe mal die relevanten Stellen (Nachnamen und Profil URL der Schwester) zensiert.

Wenn man das alles mal zusammenfasst, so erlebt ein Kandidat in einer Pro7 Show, zu der ein öffentliches Forum angeboten wird, eine Horde Menschen, die in einer gewissenlosen Vergewaltigung der deutschen Sprache mehrere Kübel Sozialneid absondern, Beleidigungen von sich geben, die hart an der Grenze des Justiziablen schrammen und zu vorgerückter Stunde seine 19jährige Schwester stalken in der Hoffnung, auf studiVZ ein paar Bilder von ihr zu finden.

Dies alles geschieht in einem öffentlichen Angebot von Pro7 während einer für Pro7 produzierten Livesendung, jedoch ohne Moderation seitens Pro7. Die gleiche Fürsorge könnten Nino und seine Schwester wahrscheinlich in jeder beliebigen Eckkneipe um 2 Uhr nachts erfahren.

Liebe Rechercheprofis aus dem Schlag-den-Raab-Forum, wenn ihr nur halb so engagiert bei der Formulierung Eurer Beiträge und der Beachtung wenigstens grundlegender Interpunktionsregeln wärt, wie Ihr es bei der Beleidigung und dem Stalken Euch fremder Menschen seid, dann hätte mich das Lesen der 180 Seiten wenigstens nur erschüttert. So war es noch dazu fürchterlich anstrengend.

Und bitte Pro7, nächstes mal entweder ausmachen oder moderieren.

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