Die WM Achtelfinals Teil 1

Fußballruhetag der erste. Endlich mal nicht mehr dieser Zwang um 16 Uhr den Fernseher einschalten zu müssen, um nicht doch eventuell DAS Spiel der WM zu verpassen. Denn bisher waren DIESE Spiele bei dieser WM ja eher rar. Zeit genug um einmal durchzuatmen und auf die Achtelfinals zurückzublicken. Und ich verspreche, nicht weiter über das Ausscheiden von England zu heulen.

Uruguay : Südkorea – 2:1

Drei “u” auf engstem Raum – so beschrieb Funny van Dannen einst Uruguay. Hieße ich Reinhold Beckmann, würde ich diese Textzeile jetzt als Metapher für das Spiel Uruguays verwenden und Mehmet Scholl würde höflich lächeln. Nach der schnellen Führung Uruguays lief Südkorea Sturmlauf um Sturmlauf in der Hoffnung, einer der verzweifelt geschlagenen Bälle möge sich ins Tor senken. Doch ein ums andere Mal verhinderte die hochgelobte Abwehr Uruguays, unter kräftiger Zuhilfenahme des Ackers im Stadion von Port Elizabeth, den Ausgleich; bis in der 68. Minute ein Kopfball von Lee doch den Weg in die Maschen fand.

Nach dem Ausgleich verlegte sich Südkorea wieder auf höfliche Zurückhaltung und überließ den wieder erwachten Uruguayern das Feld. Suarez hatte dann in der 80. Minute die Faxen dicke und schlenzte einen Ball, den er sich irgendwie selber vorgelegt hatte, ins lange Eck: 2:1 Uruguay. Natürlich viel zu spät für Südkorea und es blieb beim Ausscheiden der aufopferungsvoll kämpfenden Asiaten, die im gesamten Turnier durchwachsen auftraten. Oft harmlos, technisch gut, taktisch zu sehr Einheitsbrei – das Achtelfinalaus passt. Uruguay setzt seine starke Serie fort und rechtfertigt seinen Gruppensieg mit der Qualifikation fürs Viertelfinale.

Prognose Uruguay: Halbfinalaus gegen Brasilien.

USA : Ghana – 1:2 (n.V.)

Neben England das für mich traurigste WM-Aus einer Mannschaft, die mich erstaunt, überrascht und für sich gewonnen hat. Die USA spielten den Fußball, den ich von England erwartet hatte: Sorglos, tapfer und streckenweise gewitzt nach vorne. Leider galt dies nur bis zum Ende der Vorrunde. Im Spiel gegen Ghana war davon nicht mehr viel zu sehen. Man merkte von dem sorglosen Selbstbewusstsein, was die Nordamerikaner noch bei den Spielen gegen England und Slowenien ausgezeichnet hat, nicht mehr viel. Ich weiß nicht, ob es Respekt war oder die Angst, mit einer dummen Niederlage auszuscheiden – das Spiel war behäbig und man ließ Ghana zu viel spielen.

Ghana hatte mit Kevin-Prince Boateng, von dem ja gemunkelt wird, dass er Ballack die WM gekostet hat, einen Spieler auf dem Platz, den man in den 70er Jahren Torgarant genannt hätte. In der 5. Minute bekam er den Ball irgendwie vor die Füße, zog kurzentschlossen ab und überraschte damit nicht nur Tim Howard im Tor der USA: 1:0 Ghana. Ein schnelles Gegentor; mit dieser Situation musste die USA bei dieser WM noch nicht umgehen und sie reagierten geschockt. Der hochgelobte Landon Donovan im Mittelfeld der USA schickt sich an, sich die Goldene Himbeere der WM zu erspielen. Planlos, glücklos, torlos. In der zweiten Hälfte gibt Ghana Schützenhilfe, Mensah foult Dempsey im Strafraum – zu Recht Elfmeter. Donovan trat an, ließ den Ball vom rechten Pfosten ins Tor prallen und plötzlich stand es 1:1. Damit hatte niemand mehr gerechnet, am allerwenigsten wohl Ghana, denn ab diesem Ausgleich liefen alle 22 Spieler auf dem Platz ein wenig aufgeschreckt über den Platz und beruhigten sich erst wieder, als der Schiedsrichter zur Verlängerung pfiff. In dieser war es wieder Ghana, die schneller begriffen, dass man so ein Spiel in erster Linie durch das Schießen von Toren gewinnt. Das 2:1 in der dritten Minute der Verlängerung überraschte die USA abermals und genauso wie in den 90 Minuten zuvor liefen sie danach kopflos aufs Tor von Ghana – diesmal allerdings ohne Erfolg. Das, für mich, viel zu frühe WM-Aus der Staaten.

Prognose Ghana: Viertelfinalaus gegen Uruguay.

Deutschland : England – 4:1

Achja. Ich schrieb ja zuvor bereits, dass ich den Sieg für gerechtfertigt halte und das sehe ich auch immer noch so. Nachdem beide Mannschaften sich in den ersten 15 Minuten vorsichtig beäugten, schlug Manuel Neuer mit dem längsten Abschlag der Welt den Ball quasi in den Strafraum der Engländer, Klose guckte Upson böse an und schob den Ball einfach mal in Richtung Tor als dieser daraufhin die Gegenwehr eingeschüchtert einstellte. 1:0 nach zwanzig Minuten. Alles, was nicht hätte passieren dürfen aus Sicht von England, war eingetreten. Da die Reaktion von England ausblieb, entschloss sich Podolski in der 32. Minute James im Tor von England zu tunneln und es gelang ihm zufällig auch: 2:0. Zu diesem Zeitpunkt erkannte England, dass man wohl doch besser nochmal was machen sollte und fing plötzlich an, so etwas ähnliches wie Fußball zu spielen.

Upson köpfte in der 37. Minute halb neben, halb über Neuer, dieser griff halb daneben, halb darunter und der Anschlusstreffer war da. Deutschland in der Folge sichtlich nervös und folgerichtig fiel in der 38. Minute der 2:2 Ausgleich. Doch das Schiedsrichterteam hatte etwas dagegen und erkannte den Treffer nicht an, obwohl der Ball klar hinter der Linie aufkam, nachdem Lampard aus 17 Metern aufs deutsche Tor schoß. Es ging mit 2:1 in die Pause und nur zwei Minuten nach dem nicht gegebenen Tor entblödete sich quasi Jeder im deutschen Fernsehen von einer Revanche für Wembley zu sprechen, was natürlich kompletter Unsinn ist, aber wann hat das im deutschen Fernsehen schon jemals irgendjemanden von irgendetwas abgehalten.

Deutschland spielte nach dem Wechsel eine Seite aus dem Taktikbuch der Südkoreaner und zog sich weit zurück, ließ die Engländer kommen. Diese nahmen das Angebot dankend an, drückten, hatten Pech im Abschluß und ließen sich letztendlich in der 67. Minute vom Duo Müller/Schweinsteiger nach allen Regeln der Kunst auskontern: 3:1 Deutschland. Der Drops war gelutscht, das hatte nicht nur Beckham auf der Bank der Engländer erkannt. Die Mienen verfinsterten sich zusehends und das 4:1 für Deutschland, wiederrum durch Müller, in der 70. Minute war schön anzusehen und besiegelte das Schicksal des Heimatlands des Fußballs. Der Sieg der deutschen Elf geht in Ordnung und ich kann nichtmal schreiben, dass er um ein Tor zu hoch ausgefallen wäre – zu schön waren die beiden Tore Müllers herausgespielt. So bleibt, wiedereinmal, die Hoffnung aufs nächste Mal für England.

Prognose Deutschland: Viertelfinalaus gegen Argentinien.

Argentinien : Mexiko – 3:1

Das Spiel der Argentinier gegen Mexiko war ein gefährliches – für Deutschland. Dass Argentinien keine furchtbaren Schiedsrichterfehlentscheidungen oder Gastgeschenke der gegnerischen Abwehr braucht, um ein Spiel zu gewinnen, haben sie in der Vorrunde gezeigt. Dass sie diese trotzdem dankbar annehmen, haben sie im Spiel gegen Mexiko gezeigt. Niemand weiß so richtig, welche Kontaktlinsen der Assistent vergessen hatte, er sollte sie jedoch beim Autofahren niemals herausnehmen. Aus gefühlten 30 Metern im Abseits köpfte Tevez in der 26. Minute unbehelligt ins Tor. Sieben Minuten später dachte sich Osorio an der Strafraumgrenze, dass ein Abseitstor noch nicht ungerecht genug ist, schenkte dem heranstürmenden Higuain den Ball, deutete kurz in Richtung Tor uns lehnte sich bewundernd zurück, als dieser das Geschenk sicher verwandelte: 2:0 Argentinien. Maradona an der Seitenlinie freute sich.

Nach dem Wechsel erzielte Tevez dann das einzige wirklich herausgespielte Tor der Argentinier und das 3:0 war dann auch Mexikos Todesstoß, was Maradona mit einem süffisanten Grinsen wahrnahm. Die eingeleitete Siesta der Südamerikaner bestrafte Hernandez in der 71. Minute und erzielte noch das 3:1 für Mexiko, was Maradona mit leicht erboster Miene zur Kenntnis nahm. Am Ende wurde Argentinien seiner Favoritenrolle jedoch gerecht und auch wenn sie selber nicht viel dafür tun mussten, darf man sie nach diesem Spiel nicht unterschätzen. Ein 4:1 gegen harmlose Engländer ist genau so wenig aussagekräftig wie ein 3:1 mit zwei geschenkten Toren. Aber Maradona weiß das sicher auch.

Prognose Argentinien: Finale.

Zu den restlichen vier Achtelfinals der letzten zwei Tage schreibe ich dann morgen noch irgendeinen Unsinn und bis dahin gehe ich die Ballpumpe ölen und die Béla Réthy freie Zeit genießen.

Bis morgen.

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Fotonachweis: IMG_2128 von SpreePiX Berlin

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