Flattr

Wie bereits angekündigt hier ein paar Gedanken zum Thema flattr. Wer nicht ganz unter einem Stein gelebt hat in den letzten drei Internetmonaten, der hat mitgekriegt, dass Peter Sunde und Linus Olsson vor einiger Zeit flattr aus dem Boden gestampft haben. Ein Mikrobezahldienst, mit dem man Inhalte, die einem im Netz gefallen haben, auch finanziell belohnen kann (Erklärvideo in 1:44).

Nicht nur, dass flattr momentan vor allem in Deutschland rumgereicht wird, was sich an der eklatanten Häufung oft schlechter Wortspiele in deutschen Blogüberschriften bemerkbar macht, es hat sich, laut den Einnahmeberichten, auch durchaus gelohnt für einige Projekte. Unabhängig von den Verbandelungen mit Pirate Bay, was Peter Sunde ja dereinst mitgründete, habe ich noch ein paar andere Bauchschmerzen beim Thema flattr, die ich einmal festgehalten wissen will bevor ich erkläre, warum es vorerst doch einen flattr Button hier geben wird.

Die Bauchschmerzen

Zunächst einmal würde ich hier zwischen persönlichen und generellen Bedenken unterscheiden. Persönlich wollte ich othertimes.de immer werbefrei, linkexchangefrei und adwordfrei halten. Das hat sich auch nicht geändert und othertimes.de wird weiterhin frei von Werbung und Co. bleiben. Trotzdem wird meine kleine Gedankensammelstelle hier plötzlich Einnahmequelle und ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Ich finde es ganz großartig, dass es überhaupt Leute gibt, die lesen und anschauen wollen, was ich hier mache und ich weiß noch nicht, ob ich es gut finde, wenn da jetzt eine neue, finanzielle Anerkennungsabstraktion dazukommt. Kommentare sind mir nach wie vor lieber. Das ist aber ganz persönlich mein Problem und hat nichts mit flattr allgemein zu tun.

Viel eher in die Richtung der allgemeinen Kritik stößt meine Befürchtung, dass sich viele flattr Nutzer dazu verleiten lassen könnten, für einen Markt zu produzieren. Immer, wenn etwas gegen Geld abgerechnet wird und man nach einer Weile sieht, welche Produkte das meiste Geld einbringen, hat man potentiell den Drang im Kopf, ähnliche Produkte wiederholt zu präsentieren in der Hoffnung, diesen Erfolg zu wiederholen.

Was ich allerdings an Blogs schätze ist ja gerade die Möglichkeit alles, was einem in den Kopf kommt, zu schreiben und völlig frei von Themenvorgaben produzieren zu können. Ich sehe eine längerfristige “Gefahr”, dass diese Unabhängigkeit zumindest eingeschränkt werden könnte, um einem Markt gerecht zu werden, den man selber geschaffen hat. Diese Entwicklung fände ich persönlich schade.

Mein zweiter Hauptkritikpunkt liegt in der Art und Weise, wie momentan der flattr Button eingesetzt wird. Da Blogs eben gerne auch mal externe Inhalte einbinden (und das auch unbedingt sollen), ist mir der flattr Button unter diesen Inhalten nicht nur zutiefst unsympathisch, ich finde ihn dort auch falsch. Denn ich als Blogger habe ja keine wirkliche Leistung vollbracht, wenn ich mir ein Musikvideo von Youtube nehme und das hier einbinde.

Als Beispiel seien hier die “Guten Morgen” Posts von Spreeblick genannt – völlig wertfrei und ohne persönliche Kritik. Unter solchen Posts würde ich mir generell keinen flattr Button wünschen, denn das Geld, was damit verdient wird, und seien es auch nur Cents, kommt ja weder denen zugute, die die Musik geschrieben haben noch denen, die das Video gedreht haben – den originären Inhalt also produzierten. Auch das ist wieder nur meine Meinung und es soll jeder machen, wie er es für richtig hält, aber ich finde die momentan herrschende “Alles oder Nichts”-Mentalität beim Einsatz des flattr Buttons bedenklich und in Teilen falsch.

Warum also doch auch hier der Knopf?

Der Hauptgrund, warum er entgegen allen Bedenken, doch hier gelandet ist, ist, dass mir die Grundidee sehr sympathisch ist und wenn flattr dazu beitragen kann, dass sich Leute, deren Inhalte ich schätze, einen kleinen Obulus nebenher verdienen können, dann finde ich das gut. Und wenn das dann z.B. die Miete für Tim Pritloves Podcaststudio einbringt, dann haben da ja alle etwas davon, die Tims Podcasts schätzen. Wenn sich schon niemand anders darum kümmert, dass es vernünftige Bezahldienste für das Internet gibt, dann möchte ich zumindest diejenigen unterstützen, die es bisher meiner Meinung nach grundsätzlich richtig machen. Und das ist momentan flattr.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf habe ich den flattr Knopf doch erstmal hier eingebaut. Ich werde ihn jedoch nur unter Posts setzen, die auch zu 100% von mir stammen oder die Teilinhalte verwenden, die es mir erlauben mit ihnen potentiell Geld zu verdienen (Creative Commons Lizenzen auf flickr ist da ein Stichwort). Sollte dies nicht der Fall sein oder sollte ich unbedingt dieses eine Bild von flickr verwenden wollen, welches ich nicht kommerziell nutzen darf, dann werde ich den Button für dieses Posts deaktivieren. Ebenso für Posts, die Videos beinhalten, deren Urheberrecht nicht bei mir liegt. Das finde ich fair.

Meine persönlichen Bauchschmerzen kann ich mir mit diesem Vorgehen jedoch auch weiterhin nicht nehmen und sollte ich irgendwann keine Lust mehr auf flattr haben, fliegt er genauso schnell raus, wie er gekommen ist.

Versprochen.

Falls jetzt nach diesen Zeilen jemand noch Invites haben möchte, dann habe ich hier noch drei Invite-Codes rumliegen. Einfach in den Kommentaren melden.

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