Endlich vorbei – das WM Finale

Spanien – Niederlande 1:0 (n.V)

Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich bin froh, dass die WM vorbei ist. Ich bin froh, dass diese endlose Aneinanderreihung von mittelmäßigen Fußballspielen, nur ab und an unterbrochen von Perlen, ein Ende hat.  Ich hatte mir ja vorgenommen jedes mir mögliche Spiel zu sehen und wenn möglich immer ein zwei mittelkluge Zeilen drüber zu schreiben. Das ist nicht ganz gelungen, auch weil es streckenweise dank der Parallelübertragungen der normalen Verfassung der Raum-Zeit widersprochen hätte, wenn ich alle Spiele gesehen hätte.

Nun ist es vorbei dieses “Fußballfest”. Es war kein großes und es wird wohl kein Spiel länger als bis zum ersten Qualifikationsspiel der Deutschen gegen die Faröer Inseln für die EM 2012 in Erinnerung bleiben. Ganz passend war es da, dass auch das Finale kein unbedingt gutes Fußballspiel war. Hart umkämpft und insbesondere in der Verlängerung sehr spannend – aber nicht gut.

Spanien nahm wie schon im Spiel gegen Deutschland die Favoritenrolle, die ihnen zugeschrieben wurde, dankbar an und zeigte einen ungewöhnlich offensiven Fußball während sich die Niederlande auf konzeptlose Bodenkämpfe konzentrierten. Ein Foul reihte sich an das nächste und von Minute zu Minute wurde klar, was auch Béla Réthy treffend analysierte: Dieses Spiel wird nicht mit 22 Mann zu Ende gehen. Nach der ersten Halbzeit hatten fast alle Niederländer bereits Gelb und die, die noch nicht Gelb hatten, waren so neidisch, dass sie diesen Makel in der zweiten Halbzeit auszugleichen versuchten. Dazwischen wurde in schöner Regelmäßigkeit mal gefahrlos aufs Tor geschossen was zu langen Abstößen führte, die manchmal zu Großchancen führten, die Robben vergeben durfte.

Auch Villa hatte auf Seiten Spaniens robben-eske Chancen, entschied sich jedoch lieber die Schußfestigkeit von de Jongs Körper zu testen, was gerechterweise eigentlich nicht mehr nötig gewesen wäre, denn de Jong hätte zu diesem Zeitpunkt schon längst unter der Dusche über das nachdenken müssen, was Béla Réthy “versuchte Körperverletzung” nannte. Dass diese übertriebene Härte in der Halbzeitpause ausgerechnet von Oliver Kahn als “einem WM Finale angemessen” relativiert wurde – nunja.

Mittendrin in diesem Getümmel aus Fouls, krampfhaften Chancen und dem Auslassen der selben pfiff Schiri Webb unversehens nach 93 gespielten Minuten ab und es ging in die Verlängerung. In der 109. Minute hatte Heitinga dann die Schnauze voll, zog den wieder einmal durchgebrochenen Iniesta an der Schulter zu Boden und wurde mit dem vorzeitigen Platzverweis belohnt. Damit hatten sowohl ich als auch Béla Réthy Recht mit unseren Vorhersagen und damit kann man ja eigentlich zufrieden sein. Achja, ein Tor fiel dann tatsächlich auch noch. Als alle schon irgendwie das Elfmeterschießen planten und die mitgereisten Royals beider Länder bereits hektisch die Reiserouten ihrer Privatjets für die Rückreise umlegten, stand auf einmal Iniesta nicht im Abseits, weil Braafheid noch Bodenturnen im eigenen Strafraum übte. Ein Schuß, ein Strich, EinsNull.

Das 1:0 wurde sowohl von Spanien als auch von den Niederländern erfolgreich in den Abpfiff verwaltet und schon war Spanien Weltmeister. Irgendwie gerecht und irgendwie auch in Ordnung. Glückwunsch nach Spanien – vielleicht dürfen wir anderen ja demnächst auch mal wieder mitspielen. Das war alles in allem schon sehr überzeugend, was Ihr da vorgetragen habt bei dieser WM. Selten schön anzusehen, aber effektiv und erfolgreich.

In erster Linie freue ich mich aber, dass nun der Wahnsinn in den Medien um hellseherische Kraken, nervende Vuvuzelas und Bundesverdienstkreuze für Löw ein Ende hat. Ich freue mich, dass nun bald wieder die Liga losgeht – frei von ZDF Fanexperten, ohne schwachsinnige Diskussionen um innere Reichsparteitage und so ganz ohne Fanmeilen. Das wird schön.

Tschüß Südafrika.

Abgelegt unter: Prima Texte