Duale Peristaltik

Mithin muss man diese Maschine, die unser Körper ist, ja bewundern. Wenn unser Geist schon längst im Koma liegt schläft, ist der Rest des Körpers fast autark dazu in der Lage festzustellen, dass mit dem momentan vorhandenen Mageninhalt etwas nicht stimmt. Und es bleibt nicht allein bei der Feststellung. Die entsprechenden Kreisläufe sind sogar in der Lage das friedlich schlummernde Bewusstsein zu alarmieren, so dass man schließlich aufwacht und nun auch bewusst wahrnimmt, dass der aktuelle Inhalt des Verdauungstraktes nicht gerade mit den Prinzipien der Vollwertkost übereinstimmt. Während man sich noch darüber Gedanken macht, welches der zahlreichen geistigen Getränke von gestern abend hier als Übeltäter zu isolieren ist, hält sich der Körper mit solchen Kleinigkeiten gar nicht erst auf. Mit den ihm zur Verfügung stehenden subtilen Druckmitteln flutet er vorsichtig den Mundraum und macht seine Absichten so unmissverständlich klar.

Mit einer bizarren Mischung aus Ekel, Eile und Vorsicht verschafft sich der bewusste Teil unseres Selbst Zugang zur Linderung versprechenden Nasszelle und erfährt hier ein weiteres Wunder des menschlichen Körpers – den Rückwärtsgang der Speiseröhre. Der Rest ist pure unterbewusste Entleerung und so bleibt dem nun vollständig wachen Geist genug Zeit darüber zu sinnieren, wie teuer es wohl wäre eine ähnliche Maschine wie unseren Körper zu bauen. Wohl auf jeden Fall teurer als die Summe, die man noch verschwommen auf der Rechnung von gestern abend zu sehen glaubt.

Und selbst eine eingebaute “Zuckerbrot und Peitsche”-Funktion beinhaltet unser Körper. Hat man den leidigen Teil hinter sich, kommen schon die Endorphine und man fühlt sich wie neugeboren obwohl man objektiv betrachtet ein frierendes Häufchen Elend auf den kalten Fliesen eines spärlich beleuchteten Badezimmers ist. Trotzdem freut man sich ob der Belohnung, die einem zugesprochen wird, weil man wieder mal den Bedürfnissen des Körpers gehorcht hat (von wegen freier Wille!) und schlägt sich mit so tröstlichen Gedanken ins Bett, dass man doch erst richtig in einer neuen Wohnung angekommen ist, wenn man das erste mal vor dem Porzellan in die Knie gegangen ist.

Auf ein Neues!

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