Du bist ’ne Marke

Berlin ist einzigartig, tolerant, weltoffen, lebens- und liebenswert.

Quelle: sei-berlin.de

Nachdem wir alle ja schon Deutschland, Papst, Dritter und WeltmeisterINNEN sind, ist man einiges gewöhnt und auf Sätze wie den da oben hinreichend dressiert. Man weiß sofort: Agentur-BlaBla. Unnütz, unwahr und unerhört dämlich.

Wie man eine Kampagne ordentlich in den Sand setzt, wenn man in der Konzeption nicht über die Tiefe eines Elevator Pitches hinauskommt, zeigt die Berlin Partner GmbH, die für sei-berlin.de verantwortlich ist.

Ein Flash-Feuerwerk mit dem Charme einer Sonderausgabe der Apothekenrundschau – und alles ist dabei, was im WebZwanzig für leuchtende Augen bei Agenturkunden sorgt: User Generated Content, viel bunt, flächige Buttons und so ein bisschen Dynamik erspäht man auch hier und da. Dass dabei alle Substantive immer klein geschrieben werden ist dabei natürlich genauso Pflicht wie der konsequent fehlende Nutzen der Seite.

Ziel des Ganzen?

Der Berliner Senat möchte damit Berlin national und international als Marke positionieren.

Quelle: sei-berlin.de

Berlin als Marke – Unsinn als Kampagne – Image als Flucht. Eine Stadt, in der seit mehreren Jahren erfolgreich Sozialabbau betrieben wird, soll imagemäßig auf Vordermann gebracht werden? Weltoffen? Tolerant? Die Stadt, in der die NPD Parteizentrale liegt und die Zahl der ausländerfeindlichen Straftaten seit Jahren steigt? Lebenswert ist sie – diese Stadt. Aber sicher nicht, weil ein paar Kinder der Rütlischule jetzt Mode machen.

So schön das auch ist, so sehr ist es mir egal. Und identifziert mich auch nicht im geringsten mit meiner Stadt. Denn deren Probleme kriege ich jeden Tag vor der Bahnhofsmission, den Kaufhallen oder in den Eckkneipen zu sehen. Sozial gerechte Politik muss nicht künstlich aufpoliert werden – sie muss in erster Linie gemacht werden.

Und vielleicht spielen die Menschen dann bei so einem Unsinn ja auch wieder mit.

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