In den letzten Monaten fiel es mir schwer, zu etlichen Vorgängen eine klare Meinung zu haben. China-Tibet-Olympia nagt immer noch an meinem moralischen Grundverständnissen, die dräuende Lebensmittelknappheit erscheint meinem westlichen, verwöhnten Magen zu sehr Hype und der schleichende Zerfall einiger Kernpfeiler der Wirtschaft in etlichen Turbo-Kapitalismus-Staaten hat mir bisher auch nicht mehr als ein müdes "Told-you-so"-Lächeln abgerungen (auch wenn ich es niemanden wirklich gesagt habe und das Lächeln daher eigentlich ungerechtfertigt ist).
Ähnlich unentschlossen war ich bis heute, was den Verbleib des Flughafen Tempelhofs angeht. Für alle Nicht-Berliner: Er soll weg – zumindest als Flughafen. War mir die unheilige Allianz der Flughafenbefürworter nicht zuletzt durch die Mitgliedschaft von Friedbert Pflüger, einem Mann, der die Ablehnung des Irak-Krieges und das öffentliche Kundgeben dieser Ablehnung als "Schande" bezeichnet, mehr als suspekt, so fand ich die Vorstellung eines kleinen innerstädtischen Flughafens doch immer recht charmant. Teurer Charme, zugegeben, aber charmant.
Mit dem heutigen Tag jedoch ist diese innere Unentschlossenheit Geschichte. Denn zu den hunderten von unerträglich schlechten Für- und Wider-Plakaten, die beide Seiten in diesem Volksbegehren ins Stadtbild ge/ver-brochen haben, gesellten sich heute 200 neue, nicht minder hässliche, Machwerke. Und obwohl ich nur zwei davon gesehen habe, brauche ich die restlichen 198 gar nicht vor die Augen zu bekommen, um ab heute ganz klar zu wissen:
Am 27. April werde ich für die Schliessung des Flughafen Tempelhofs stimmen. Danke NPD – manchmal muss man eben nur wissen, wo der Feind steht, um zu sehen, auf welche Seite man gehört (Polemik geht auch andersrum ;) ).