Staudämme und Kriegsspielplätze

Das sind die Sachen, die in China wohl derzeit die größte Popularität genießen, wenn es um den Bau von großen Projekten geht. Man erinnert sich noch gut an den Drei-Schluchten-Staudamm, für den nicht nur knapp zwei Millionen Menschen teilweise unter Zwang umgesiedelt wurden (aktuellstes Einzelschicksal: der Bauer und Bürgerrechtler Fu Xiancai wurde nach einem Interview mit Reportern der Tagesthemen über den Staudamm zusammengeschlagen und ernsthaft verletzt), sondern dessen Bau auch erhebliche Störungen am lokalen Ökosystem hervorrief, deren Folgen bis heute nicht absehbar sind.

Was allerdings seit einiger Zeit im Internet dank Google Earth die Runde macht, stellt aus meiner Sicht den Staudamm noch ein wenig in den Schatten. Dieses Bauwerk hat zwar nicht die Größe der überdimensionalen Talsperre, aber alleine der Fakt, dass es existiert, ist für mich schon wahnwitzig. Schaut man sich die Bilder an, die u.a. hier gefunden werden können, so sieht man erstmal nur einen Landstrich:

Allerdings gibt es ja bei Google Earth diese praktische Zoomfunktion. Zoomen wir also mal ein wenig aus dem aktuellen Bildausschnitt heraus. Ja, richtig gelesen: heraus.

Nanu? Das Berggelände endet ziemlich unvermittelt in etwas, das eher nach Wüste aussieht als nach schneebedeckten Bergen. Gehen wir mal noch einen Schritt zurück – manchmal hilft das ja.

Und siehe da. Es ist wirklich eine Art Wüste, in der man dort einen Teil eines Gebirges nachgebaut hat. Ziemlich umfangreich und detailliert. So detailliert, dass man sich schon fragen könnte, welchen Teil der Welt man dort nachgebaut hat. Auch diese Frage wurde bereits beantwortet. Es handelt sich dabei um das Gebiet Aksai Chin (chinesischer Name), ein Gebiet an der Grenze zwischen China und Indien, welches von China besetzt ist und von Indien zurück gefordert wird. Dieses Gebiet ist also Teil des real existenten Kashmir Konfilkts. Die Tatsache, dass in China Unmengen Ressourcen in die Erbauung eines Modells eines Landstrichs gesteckt werden, der seit Jahrzehnten umstritten ist, zeigt welcher Aufwand betrieben wird, um die Besatzungstruppen für ihr Einsatzgebiet zu trainieren.

Da ist es doch schön zu sehen, dass unsere Bundeskanzlerin bei ihrem Besuch in China auch solch wichtige Themen einfach mal ganz offen erörtert und sich nicht immer nur mit Handelsbeziehungen aufhält. OK, zugegeben, sie hat ihre Gastgeber auch auf das blöde Thema angesprochen – immerhin.

Wer die genannten Orte selber mal von oben sehen möchte und Google Earth sein eigen nennt, der darf das mit den hier angebotenen .kmz Files tun.

Die Bilder stammen aus dem bereits verlinkten Artikel von theregister.co.uk.

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