Crossfire für Arme

Links rechts, oben unten, schwarz weiß, gut böse, hell dunkel, nah fern… All diese Titel hätte man der neuen Sendung geben können, die N24 da seit Ende August ausstrahlt. Man will sich also endlich mal ein wenig aus Kronzuckers Kosmos entfernen und versucht mit einer Debattensendung aus der Dokumentationsfalle herauszukommen.


Man entschied sich letzendlich für „Links Rechts“ – Untertitel „Die Sendung ohne große Koalition“. Und im Prinzip ist das ja auch gut gemeint. Nur leider ist ja „gut gemeint“ nur allzu oft das Gegenteil von „gut“. Die beiden Herrschaften, denen das Recht zuteil wurde, N24 aus dem Quotentief zu quatschen, sind Hans-Hermann Tiedje, von 1989 bis 1992 Chefredakteur von BILD, und Hajo Schumacher, Ex-SPIEGEL Autor und Herausgeber der Zeitschrift „V.i.S.d.P.“.

Hajo Schumacher Hans-Hermann Tiedje
Hajo Schumacher – Der Linke Hans-Hermann Tiedje – Der Rechte

Lustigerweise steht auf der Seite, die N24 Herrn Schumacher eingerichtet hat, um ihn vorzustellen „Der Linke“, bei Herrn Tiedje jedoch nicht „Der Rechte“. So Konsequent will man den Titel der Sendung dann wohl doch nicht verstanden wissen.

Und das ist dann auch die Sendung selber: reichlich inkonsequent. Ist schon das Konzept mehr schlecht als recht bei der, inzwischen abgesetzten, CNN Talkshow „Crossfire“ geklaut, so hat „Links Rechts“ doch alle schlechten Eigenschaften von „Crossfire“ übernommen. Der Rechte provoziert mit vorhersehbaren konservativen Phrasen und raucht (?) eine Dekozigarre (??), die während der gesamten Sendung nicht einmal qualmt. Es ist also entweder wirklich eine Dekozigarre oder Herr Tiedje kümmert sich noch weniger um sein Rauchwerk als um seine Moderationen. Die bewegen sich zwischen BILD und Welt und kommen über das Niveau einer reaktionären Provokation nicht hinaus. Der Linke wiederum ist auch in dieser Schwarz-Weiß-Show kaum zu sehen. Ab und an streut Herr Schumacher mal einen Einwurf oder eine non-chalante Bemerkung in das Gespräch, addressiert dabei aber immer lieber seinen rechten Konterpart als den eigentlichen Gast. Dabei bleibt er farblos und ruhig, wohl, weil die Linke in den Augen der Macher der Sendung, eher eine ruhige Intellektuelle Front bilden, während die Rechten provokant offensiv agieren. Hach, ist die Welt schön eifnach…
Der Gast, der sich dieses Dilemma von einer Sendung (6.9.06) live antun mußte, war Dr. Markus Söder, Generalsekretär der CSU. Dieser war mit den zwei Moderatoren sichtlich unterfordert. Bei vielen Fragen konnte man förmlich die Langeweile in Dr. Söders Hinterkopf schreien hören. So erfuhr man denn von Dr. Söder genau null neue Fakten, die man nicht mit ein wenig Recherche selber hätte herausfinden können und für die es diese Sendung unbedingt geben muss. Das interessanteste war noch die Information, dass Herr Dr. Söder in jungen Jahren mal ein Praktikum bei der BILD-Zeitung gemacht hat – Und die Sendung geht immerhin 30 Minuten.

Der Linke und der Rechte waren sich dann auch nicht zu fein Dr. Söder nach seinem Chef zu fragen und nach einer Erklärung für die, inzwischen Lied gewordene, Stotterarie Edmund Stoibers zum Thema Müncher Flughafen zu verlangen. Eben ganz nach dem Konzept der Sendung:

In der Sendung diskutieren die beiden Vollblut-Journalisten mit ihren Gästen, aber auch miteinander über aktuelle Politik und die bessere politische Lösung.

Quelle: n24.de

Herzlichen Dank N24. Es war lustig… muss aber nicht wieder sein, OK? Dann lieber doch noch einen Blick in Kronzuckers Kosmos.

Abgelegt unter: Weltherrschaft