Wer ist eigentlich dieser Köln? Teil 2

Fortsetzung von Teil 1:


Das Konzert selber war schlicht der Hammer. Von vorne bis hinten gute Laune auf der Bühne und auf den Rängen. Einzig eine etwas aufdringliche Dame neben mir sorgte von Zeit zu Zeit für etwas Beunruhigung bei mir. Aber auch auf diesem Wege nochmal einen schönen Gruß an Melanie, nächstes Mal ohne rumgrabbeln, ok?

Interessant wurde es eigentlich auch erst wieder auf dem Rückweg. Die Fahrt mit dem Shuttle Bus bewegte sich irgendwo auf dem Level einer Ölsardinen-Naherfahrung und es sollte mich nicht wundern, wenn dort in diesem Bus völlig unbemerkt mindestens drei Kinder entstanden sind. Rausgeworfen wurden wir dann am Kölner Neumarkt und da wir noch nie in Köln waren, machten wir uns auf die Reise in die vermutete Richtung Dom (Merke: In einer fremden Stadt erst immer die schon bekannten Punkte ansteuern und dann von dort weitersehen). Dabei habe ich Köln das erste Mal richtig hassen gelernt, denn welche verdammte Stadt dieser Erde hat in der Silvesternacht eine Altstadt/Fußgängerzone, in der nichts (NICHTS!) aufhat? Es gab keine einzige Kneipe, die wir auf unserem Weg vom Neumarkt bis zum Dom gefunden hätten. Das einzige potentielle Ziel (ein Sexshop), das geöffnet hatte, erschien uns nicht glamourös genug. Wir erreichten also den Dom noch relativ nüchtern, nur die paar Kölsch aus dem Stadion versuchten verzweifelt uns zu wärmen.

Am Dom angelangt ergaben wir uns schließlich dem Feierzwang und erfragten, Touristen die wir waren, den Weg zu etwas Festlichem. Der Domplatz, nebenbei bemerkt, war um diese Zeit wie leer gefegt. Ihren blöden Karneval kriegen sie hin, die Rheinländern, aber ne Strassenfete, bei der keine Kamelle geworfen werden, da scheitern sie dann… Aber egal. Da der Kölner zwar nicht regenresistent zu sein scheint, aber extrem freundlich daherkommt, wurde uns von den befragten Einheimischen denn doch noch der Weg zum Kölner Ring beschieden, wo es sich zünftig feiern lassen sollte. Die Gefährten des Rings bestiegen also eine straßenbahn-ähnliche U-Bahn und passierten auf dem Weg zum Ring prompt nochmal den schönen Neumarkt. Herrlich, fremd in einer Stadt zu sein. Man merkt sich die Sehenswürdigkeiten einfach besser, wenn man sie öfter sieht.

Am Ring angelangt fanden wir denn auch eine ziemlich üble Kaschemme akzeptable Cocktailbar, in der uns nicht nur schlechte Happy-Hour Cocktails serviert wurden, sondern auch der eine oder andere Meter Kölsch den Weg in unsere Kehlen fand. Wie ich später erfuhr, machen dies in Köln nur Touristen. Der echte Kölner trinkt sein Kölsch wohl nicht am Meter, sondern schön gesittet aus einzelnen Reagenzgläsern. Da kann ich nur sagen: Na und? Erstens sind wir damit ja unserer Rolle gerecht geworden und zweitens spült sich dieses dünne Kölsch so schnell runter, dass man mit Einzelbestellungen eh nicht hinterher käme. Da ist so ein Meter ungleich effektiver. Und irgendwann, wenn man dann drei mal die Strecke von einem Meter Kölsch zurück gelegt hat, merkt man auch, dass da irgendwo Alkohol drin sein muss, denn gemischt mit einer leichten Müdigkeit entstanden diese auch für uns im Nachhinein nicht vorteilhaften Bilder, die hier als Warnung gelten sollen:

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Auch unser Zug kam dann irgendwann und wir durften diese grausige Rheinmetropole endlich verlassen und unseren Weg ins heimische Berlin antreten. Eines sei dabei noch erwähnt: Wer einmal in seinem Leben die völlige Einsamkeit erleben möchte und mit dem Gedanken spielt dafür ein tibetanisches Kloster aufzusuchen, dem seien hiermit die teuren Flugkosten gespart. Ein Neujahrsmorgen so gegen 7:30 auf dem Hauptbahnhof Bahnhof von Rheine lässt einen die selbe Ruhe und Abgeschiedenheit erfahren. Auch die eine oder beinahe buddhistische Weisheit lässt sich hier ergründen, denn wenn der Bahnhofsvorsteher in regelmäßigen Abständen Züge ansagt, diese dann auch eintreffen, jedoch niemanden befördern und auch in Rheine niemand einsteigt oder gar aussteigt, kommt man schon ins Grübeln. Wäre der Sinn des Lebens nicht schon 42, ich würde ihn wohl in Rheine zur blauen Stunde zwischen 5 und 8 Uhr morgens suchen.

Mit all der Hauptstadtgroßkotzigkeit, die die beiden Artikel bisher durchtränkte geht hier nochmal ein lieber Gruß an alle Kölner: Ich würde jederzeit wieder in Eure sicherlich auch irgendwo schöne Stadt fahren. Aber nur wenn „Die Ärzte“ mal wieder zufällig ein großartiges Konzert im Müngersdorfer Stadion geben. Passt gut auf den Dom auf, sonst fällt er irgendwann vor Langeweile um. Und immerhin habt ihr ja die Wise Guys hervorgebracht – kann also nicht alles schlecht sein.

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