24 – Staffeln 1-6

Da in Bälde in den USA das Prequel zur nächsten Staffel der Folter– Thriller-Serie "24" ausgestrahlt wird, das mit einem zweistündigen Special die Vorgeschichte zum im Januar anlaufenden siebten Tag erzählen wird, ist es die Pflicht von Deutschlands kriminellsten Blog zu rekapitulieren, was ich aus den Staffeln 1-6 gelernt habe, damit der geneigte Leser ohne Umschweife in die Echtzeithandlung findet und jede Blutfontäne aus den Knien der Feinde auch richtig einzuordnen weiß.

Jack Bauer, Agent der CTU (Counter Terrorist Unit – der Name ist Programm), ist der John Rambo der Anti-Terror Kämpfer. Brutal, schweigsam, effizient. Aber ohne das alberne Stirnband. Die gesammelten Terrorbedrohungen, mit denen die modernen USA zu kämpfen haben, entwickeln sich auf wundersame Weise in immer gleicher Form um Jack Bauer herum, so dass man eigentlich annehmen möchte, dass der Präsident spätestens seit der dritten Staffel verstanden haben müsste, einfach nur Jack Bauer genau im Auge zu behalten. Aus dramaturgischen Gründen ist diese Erkenntnis aber noch nicht ins Oval Office gedrungen.

Anfänglich bestehen die Tage der "24"-Staffeln aus vermeintlich harmlosen Anschlägen/Überfällen/Morden. Der geübte Zuschauer vermutet natürlich sofort einen tieferen Zusammenhang, der ihm von meist recht eng und kurz gehaltenen Einspielern der Drahtzieher bestätigt wird. Mehr als eine Hand am ewig präsenten Handy oder eine tiefe Stimme im Schatten wird man über die ersten paar Folgen nicht zu sehen bekommen – aber es ist ja auch kein Polizeiruf. Nach der relativ ruhigen Einführung in den ersten 15 Minuten, in denen die "Schüsse pro Einstellung"-Rate noch deutlich unter zehn liegt, nimmt die Serie dann Fahrt auf, die Verbrecher werden rücksichtsloser, die Handlung verworrener.

Spätestens zur Mitte jeder Staffel erleben wir den ersten Verrat gepaart mit mind. einer atomaren Explosion auf amerikanischem Staatsgebiet und der Andeutung eines weiteren Maulwurfes in den eigenen Reihen, der die Araber/Russen/Jugoslawen mit Informationen, wenn nicht Schlimmerem beliefert. Bis hierhin hat Jack dann auch schon den ersten großen Bösewicht, sowie zahllose namenlose Handlanger, gefoltert/getötet/beides.

Zu diesem Zeitpunkt ist bereits auch mind. ein Familienmitglied Bauers bzw. eine ihm nahe stehende Person in die Handlung direkt involviert, wofür es aber immer eine fernsehlogische Erklärung gibt. Die Art und Weise, wie diese Personen involviert sind, schwankt zwischen dem offensichtlichen "Geisel" und dem überraschenden "Drahtzieher", ordnet sich doch dabei trotzdem immer in die schön übersichtliche schwarz/weiß Welt von Jack Bauer ein: Gut – retten; Böse – töten. Da kennt er keine Familienbande, der Jack.

Natürlich hat es so ein Anti-Terror Spezialist nicht leicht und im Prinzip ist die ganze Serie in weiten Teilen auch nur eine große Rechtfertigung für das Aberkennen von Menschenrechten in Extremsituationen. Man gewöhnt sich ziemlich schnell daran, dass frisch Inhaftierte mit allerlei Mittelchen der chemischen oder explosiven Natur gefügig gemacht werden. Das dabei, bis auf eine Ausnahme, nie ein Anwalt in der Nähe ist und auch der Tod des Häftlings in Kauf genommen wird, stört einen irgendwann nicht mehr. Geht ja immerhin darum, die Araber/Russen/Jugoslawen vom Zünden der Bombe/Ermordung des Präsidenten/Freisetzen des Killervirusses anzuhalten – da darf man nicht zimperlich sein. USA, USA, USA!!!

Der vorher angedeutete zweite Maulwurf in den eigenen Reihen wird meist bald nach der Staffelmitte für den Zuschauer, nicht jedoch für Jack enttarnt und hilft in grotesk auffälliger Art und Weise nun den amerikanischen Drahtziehern, die die bereits bekannten Araber/Russen/Jugoslawen als simple Hau-Drauf-Truppe mißbrauchen, um ihre wirtschaftlichen/politischen/wirtschaftspolitischen Ziele durchzusetzen.

Aller Folter Bemühungen Jacks zum Trotz steht gegen Ende des zweiten Drittels jeder Staffel der Klimax der bösen Taten in Form der unvermeidlichen Atombombenexplosion/des Todes des Präsidenten/des Ausbruchs des Killervirusses, woraufhin Jack mit der Entscheidung konfrontiert wird, das Land zu retten oder ein Familienmitglied/Freund/Partner. Er entscheidet sich für sein Land, wird zum tragischen Helden und verliert pro Staffel mind. eine ihm nahestehende Person durch Tod oder Hass.

Mit dem Ableben des großen Oberbosses endet die Staffel anschließend, nicht jedoch, um genug Lücken zu lassen, um ein Wiedererscheinen der entsprechenden Figur(en) in der nächsten Staffel möglich zu machen. Mit Jack geht es rapide bergab, von Staffel zu Staffel hat er weniger Freunde/Partner/Freunde. Da sich sowas natürlich auch auf das Gemüt der härtesten Terrorjäger auswirkt, wird die Figur Jack Bauer spätestens in Staffel sechs endgültig zum Schäfer-Gümbel der USA: Offiziell kennt ihn keiner, wenn aber mal wieder Drecksarbeit erledigt werden muss, ist er zur Stelle und alle sind dankbar dafür.

Wer also Spaß daran hat, einem seelisch bankrotten Terroristenjäger dabei zuzuschauen, wie er folternd Klischee-Bösewichte jagt und dabei alle drei Minuten die Grenzen der Menschenrechte zumindest strapaziert, der dürfte nach dem 23. November auf der Torrentseite seines Vertrauens fündig werden.

Wenigstens bleibt es spannend. Der Trailer (Spoilergefahr!) verrät eine Auffrischung der Serie und Abkehr vom Althergebrachten: Es gibt überraschend auftauchende Bösewichte, wo man sie nicht vermutet hätte, anscheinend mind. einen Maulwurf (D’oh!), es gibt jede Menge Explosionen und Terroristen und es geht in mind. einem Handlungsstrang um einen (ehemalig) Vertrauten Jack Bauers (D’oh!), der in die Bedrohungen involviert ist (D’oh!). Dafür sind die Terroristen diesmal aus Afrika.

Ich kanns schon jetzt kaum abwarten.

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