Achja… – WM Tag 8 (Teil 2)

20:10 Uhr

Schnitt. Und plötzlich steht Günther Jauch, den man ohne Touchscreen vor der Brust oder Zettel in der Hand kaum erkennt, auf einem Stadtteilfest irgendwo in der Lüneburger Heide, wo eine 90er-Jahre Coverband mit Helmut Lotti als Frontmann „Football’s Coming Home“ […] in eine nicht existente Menge schreit. Jauch schunkelt, daneben schunkelt Kloppo. Gesichter wie Büttenreden.

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Treffender kann man das Spiel der Engländer heute Abend nicht beschreiben. Ein Volksfest in der Lüneburger Heide mit schlechter Coverband – mehr hatten die Jungs von der Insel nicht als Geburtstagsgeschenk für ihren Trainer in petto.

Das war streckenweise grausig anzusehen und in den Phasen, in denen es nicht grausig anzusehen war, war es noch ein Stück schlimmer. Algerien hatte immer ein Bein zur Stelle, hatte auf die ideenlose Offensive der Engländer immer eine Antwort. Zum großen Stadionrock reichte das heute bei weitem nicht. Auch nicht als Vorband.

Das Spiel der ehemaligen Kolonie ein paar Stunden vorher war da schon ganz anders anzusehen. Die USA gefallen mir immer besser in diesem Turnier. Hungrig, mit Freude am Spiel und sich selbst nach 0:2 Rückstand nicht aufgebend, spielten die Nordamerikaner vor allem in der zweiten Halbzeit so manches slowenische Bein schwindlig. Der 1:2 Anschlußtreffer war eines der Tore, die England so gerne schießen können würde: Glanzvoll und erinnerungswürdig.

Dass sie dann in den Schlußminuten ungerechtfertigterweise um den Sieg gebracht wurden als der Schiedsrichter das 3:2 aus Gründen aberkannte, die nur ihm geläufig sind, ist schade für die USA, hält die Gruppe aber spannend. Wenn mir vor der WM jemand gesagt hätte, dass Slowenien nach zwei Spielen diese Gruppe anführt, hätte ich ihn wohl ähnlich ausdruckslos angeschaut wie Rooney den Ball im heutigen Spiel der Engländer.

Es kann nur besser werden.

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