Mumford und Söhne

Creative Commons License photo credit: The Queen’s Hall

Das letzte Mal als ich ein Konzert einer Band besuchte, die zum Zeitpunkt des Konzertes nur ein richtiges Album auf dem Markt hat, ging ich zu Linkin Park in der Berliner Columbiahalle. Das war damals als wir alle noch jung waren und schlechter Musikgeschmack noch Crossover hieß. Das Konzert damals war schlecht, die Band mißgelaunt und die vier(!) Vorbands, die engagiert waren, um den Ein-Album-Umstand zu verdecken, waren musikalisch keine Offenbarung.

Heute heißt die Columbiahalle „C-Halle“ und beherbergte gestern abend wieder ein Konzert einer Band, die erst ein richtiges Album auf dem Markt hat. Mumford & Sons befinden sich wie es scheint auf einer endlosen Tournee, die im April diesen Jahres began und bis weit in den November noch andauern wird. Dafür, dass es die Band erst seit 2007 gibt, kein schlechter Terminplan.

Um es vorweg zu nehmen: Der gestrige Abend hat mich von meiner 1-Album-Konzert-Phobie geheilt. Was die Jungs da mit der Unterstützung ihrer Vorbands auf die Bühne gezaubert haben, entließ nicht nur mich mit einem ziemlich warmen Bauchgefühl in die regnerische Berliner Nacht. Zwar gefiel mir Nathaniel Rateliff als Vorspeise nicht unbedingt und auch die Musik von Old Crow Medicine Show (Country UND Western!) war nicht 100% mein Ding aber im Nachinhein betrachtet passten diese beiden Voracts wunderbar in die Dramaturgie des Abends, die geprägt war von dem Wechselspiel von ruhigen, melancholischen Balladen einsamer Gitarrenhelden und dynamischen Folk-Rock.

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Als dann endlich Mumford und Söhne, übrigens weder verwandt noch verschwägert, auf der Bühne standen und ihr Set, bestehend aus dem kompletten Album und einigen neuen Songs, begannen, merkte man von der ersten Minute an, dass diese Herren Freude daran haben, auf dieser Bühne zu stehen und für uns Musik zu machen. Die Spiellust, die sich vom ersten Song an auf das Publikum übertrug, hatte eine Dynamik, die ich ganz wunderbar fand. Die rockigeren Stücke, die sogar zu einer kurzen Crowdsurfing-Einlage animierten, wurden ebenso angenommen wie die ruhigen Lieder, bei denen sich die Band dann auch ganz artig für die Ruhe im Publikum bedankte.

Ganz wunderbar fand ich die einfache und doch effektive Beleuchtung, die eine Art Lichtzelt über dem Publikum formte und dazu beitrug die Columbiahalle für wenige Augenblicke auf ein Farmfest nahe Nashville zu verlegen – gelungenes Understatement mit größtmöglicher Wirkung. Der wirklich einzige Kritikpunkt des Abends war für mich der schlecht abgemischte Sound zwischen den Liedern. Da sie nun nicht so viele Lieder zur Verfügung hatten, versuchten die Jungs die Zeit mit einigen Sprecheinlagen zu strecken, von denen man leider nicht viel gehört hat. Das störte die Dynamik etwas, war aber spätestens dann wieder hinfällig wenn Ben Lovett an seinem Keyboard in ernsthafte Konkurrenz zu Animal von den Muppets trat.

Und spätestens als dann bei der Zugabe beide Vorbands (auch wenn Nathaniel Rateliff technisch gesehen alleine keine ganze Band ist) mit den Sons zusammen spielten und man ihnen abnahm, dass sie alle im wesentlichen hier waren, um gute Musik für uns zu spielen, war es ein Konzertabend wie eigentlich alle Konzertabende sein sollten. Was bleibt ist ein großes „Hach“ und der sehnsüchtige Blick in den Veranstaltungskalender. Schön wars.

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