Uruguay – Niederlande 2:3
Gäbe es das Konzept „Gerechtigkeit“ im Fußball, es würde durch dieses Spiel symbolisiert. Uruguay, mit der Verlängerung gegen Ghana in den Knochen, spielte träger, doppelte aber tapfer Robben und Sneijder und versuchte zu verheimlichen, dass ihnen nach vorne nicht viel einfiel. Die Niederlande, den Sieg gegen Brasilien im Rücken, spielte mit Selbstbewußtsein auf und tat so als seien die furchtbaren Spiele vor Brasilien nie passiert. Das Konzept ging für beide auf, die Niederlande ging in Führung, Uruguay glich aus – beide Tore fielen durch wunderschön getretene Schüsse – zur Halbzeit ein gerechtes Unentschieden.
Nach dem Wechsel öffneten beide Mannschaften ihr Spiel – ein Satz, für den ich mir auch heute wieder die goldene Beckmann-Nadel am Band verdiene. Im Endeffekt reichten den Niederlanden vier Minuten aufmerksamer Fußball, in denen sie zunächst ein Billardtor erzielten ehe Robben mit einem schulmäßig abgeschlossenem Flankenangriff per Kopf das 3:1 erzielte. Das sah in dieser Phase alles schon ganz so aus, als wollten sie wirklich in dieses Finale während Uruguay in dieser Phase mehr „auch auf dem Platz war“. Oscar Tabarez, der Trainer Uruguays, bewies Sinn für Humor als er als Reaktion auf die plötzlich so klare Führung der Niederlande Forlan vom Platz nahm.
In den letzten fünf Minuten des Spiels wurden sowohl Forlan als auch Suarez, der dank der Roten Karte gegen Ghana dieses Spiel von der Tribüne sah, im Sturm Urugays vermisst, denn nach dem Anschlußtreffer durch Pereira, legte Schiedsrichter Ravshan Irmatov die Empfehlung von „3 Minuten Nachspielzeit“ des vierten Offiziellen, sehr großzügig aus, was Uruguay zu einem fünfminütigem Sturmlauf nutzte. Doch beide Topstürmer waren nicht mehr da: Gerechterweise verloren. Der Wechsel von Forlan war in meinen Augen ein klarer Fehler, die Rote Karte im Spiel zuvor eine Unsportlichkeit – auch hier die verspätete Gerechtigkeit.
Geht schon in Ordnung so.
Morgen hat dann Deutschland die freie Wahl ob ihnen ein Gegner angenehmer ist, der bisher keinen überzeugenden Fußball gespielt hat und doch immer irgendwie das bessere Ergebnis auf seiner Seite hatte oder eine frustrierte Mannschaft aus Uruguay, die wohl für ihren Stolz nochmal ordentlich rennen werden im Spiel um Platz drei. Beides unbequeme Gegner. Eins, zwei oder drei… Und dann ist da ja noch Spanien. Ob Ihr wirklich richtig steht…
Hach, so ein bisschen bin ich ja aufgeregt.