Exterminate

IMG_0029

Bei all dem Fußball-Hopplahop darf man ja nicht vergessen, dass an diesem Wochenende noch ein ganz anderes Finale stattfand. Bin schon ganz aufgeregt seit ich das Pling meines Torrentclients Festplattenrecorders eben hörte.

Abgelegt unter: Weltherrschaft

Für Deutschland sein – Der Versuch einer Spielbetrachtung ohne das Spiel zu betrachten

Der Sieg geht in Ordnung. Das 2:2 war ein Tor, aber was soll’s schon. Diese zwei Sätze muss ich schreiben, denn ich denke genau so. Gleichzeitig sollen sie die einzigen Sätze sein, die ich zum Spiel schreiben werde. Wer mich kennt, weiß, dass meine WM mit dem heutigen Nachmittag vorbei ist und ich mir, als leidgeprüfter England Fan, die restlichen Spiele nun völlig ohne Emotionen anschauen kann.

Nein, dieser Text ist kein reiner WM Text. Er richtet sich an all die fröhlichen Menschen, die momentan die Fanmeilen dieser Republik bevölkern. Er richtet sich an all diejenigen, die mit den schwarz-rot-goldenen Farben auf der Wange momentan wieder dieses Gefühl der Freude empfinden, was ich seit Jahren bei „meinen“ Engländern vergeblich suche. Er ist für alle die Menschen, die jetzt was von Revanche für Wembley reden, weil sie es nicht besser wissen. All diejenigen, die immer noch das Gerede von der Turniermannschaft glauben.

Seht Ihr, es ist so: Ich gönne Euch all die Freude und all den Jubel aus vollem Herzen. Diese deutsche Mannschaft macht auch mir Spaß und wenn es nicht gerade gegen England ist, gönne ich ihr jeden Sieg. Und ihr dürft auch ohne Probleme heute nacht bis halb vier vor meinem Fenster feiern und Autokorsos fahren, denn schließlich ist all das doch, warum wir 90 Minuten (plus x) vor den Fernsehern sitzen, in die Stadien pilgern und beten und fluchen.

Doch was ich Euch auf den Weg geben möchte ist die Bitte, all diese Freude und die Erinnerung an den Jubel über das wunderschöne Doppelpack Müllers im heutigen Spiel nicht zu vergessen. Macht es nicht so wie in all den Jahren bei jeder EM und WM zuvor und tragt diese Erinnerung weiter durch den Sommer. Denn dann haben wir alle etwas davon. Ihr, die Ihr „für Deutschland seid“ und wir, diese seltsame Spezies namens Fußballfans.

Es ist doch so, liebe Sinologiestudentinnen im 14.Semester: Die zweijährliche Bemalung Eurer lieblichen Wangen und der Besuch von „Public Viewing Spots“, weil doch der Schweini so niedlich aussieht, machen Euch nicht zu Fußballfans. Sie machen Euch zu Sinologiestudentinnen, die für Deutschland sind. Und das ist in Ordnung, denn mehr wollt Ihr nicht sein und mehr sollt Ihr auch gar nicht sein.

Nur, und jetzt kommt’s liebe Sinologiestudentinnen, wenn es im August wieder losgeht mit dem fußballerischen Alltag und die Ligen dieser Republik wieder Fahrt aufnehmen, dann ist es ja meist vorbei mit Eurer Fußballbegeisterung. Dann guckt Ihr die Fußballfans in der Bahn wieder voller Verachtung an, wie sie da singen und sich auf Spiele freuen oder über Siege jubeln. Vereinsfußball – wie abartig. Dann stört sie wieder; die Freude am Fußball. Denn dann ist es ja die Freude der anderen und das Gefühl, persönlich beleidigt zu sein, wenn Özil den Pass von Schweini wieder nicht gekriegt hat, ist vergessen.

Drum meine Bitte an all die Menschen, die jetzt, zu Recht, feiern: Erinnert Euch an dieses Gefühl, wenn im Januar bei -5°C eine Gruppe singender Fußballfans in Euren Bus einsteigt, rümpft nicht die Nase oder schüttelt den Kopf. Das sind genau die Kutten, die neben Euch gerade die deutsche Mannschaft feiern. Das sind genau die 15jährigen Ultras, deren Begeisterung ihr auf den Wiesen beim Public Viewing gerade herzallerliebst findet. Denn sie sind momentan, genau wie Ihr, für Deutschland. Ihre Begeisterung ist die selbe und das Gefühl, was sie gerade empfinden, kennt Ihr von gerade jetzt.

Nur später sind sie dann wieder Fußballfans. Und Ihr nicht. Und das ist völlig in Ordnung. Für uns. Ich hoffe, bald auch für Euch.

Ach und: Bitte bitte glaubt nicht alles, was Euch die Florian Königs und Steffen Simons dieser Welt über Fußball erzählen wollen, ok?

Abgelegt unter: Prima Texte

Entscheidend – WM Tage 12 + 13

Machen wir es kurz. Ihr habt es ja alle gesehen, daher nur ein Schnellduchlauf – um mal Luft zu holen und die Hälfte der Entscheidungen in Sachen Achtelfinale mal aus der Ferne zu betrachten.

Uruguay: Gruppensieger – Achtelfinale. Unerwartet aber nicht unverdient. Prognose: Viertelfinalaus.

Mexiko: Achtelfinale. Verdient. Prognose: Achtelfinalaus gegen Argentinien.

Südafrika: Vorrundenaus. Haben im letzten Spiel fast für ein bisschen WM Magie gesorgt aber Ribéry Malouda hatte etwas dagegen. Prognose: Vuvuzela.

Frankreich: Ohne Sieg nach Hause. Da bis auf Ribéry Malouda auch ohne Tor, kommt das Vorrundenaus völlig verdient. Prognose: Tränen und Rotwein.

Argentinien: Gruppensieger – ungeschlagen. Messi bisher noch ohne Tor. Prognose: Finale. Mindestens.
Den ganzen Beitrag lesen »

Abgelegt unter: Prima Texte

Nordkorea kapituliert – WM Tag 11

Ich hätte einfach nichts sagen sollen. Einfach ruhig hätte ich sein sollen. Die WM in Ruhe lassen. Bescheiden weiter gucken und subtil meckern. Aber nein. Ich musste es ja heraus fordern. SiebenNull. Für Portugal. Sogar Cristiano Ronaldo durfte mal. Was für ein Einstand in den Tag.

Das Spiel gegen Portugal war für Nord-Korea die letzte Chance, den Aufenthalt im imperialistischen Ausland zu verlängern und sie begannen im Gegensatz zu ihrem Spiel gegen Brasilien auch so als hätten sie das verstanden. Portugal hingegen schickte sich zunächst an,  an ihre Leistung vom 0:0 gegen die Elfenbeinküste anzuknüpfen und das Favoritensterben bei dieser WM zu vervollständigen.

Nach einigen Alibi-Chancen des Aussenseiters, die diese, ganz der Underdog, links und rechts elegant liegen ließen, hatte Raul Meireles in der 28. Minute die Schnauze voll und eröffnete, was sich als Torreigen herausstellen sollte: 1:0 Portugal. Es wurden noch hier und da ein paar Chancen vergeben und es ging mit einer Fußball-Welt, die in Ordnung war, in die Pause.
Den ganzen Beitrag lesen »

Abgelegt unter: Prima Texte

Ich bin müde – Das WM Wochenende

Liebe WM, wir müssen reden.

Ich weiß, wir hatten vereinbart, dass ich Dich komplett anschaue und zu jedem Spiel ein paar mitteloriginelle Zeilen aus meinem nicht vorhandenen Fußballsachverstand quetsche. Der geschriebene Beckmann eben. Aber liebe WM, Teil dieses Deals war auch, dass Du gute Fußballspiele bietest. Denn sind wir mal ehrlich: Spiele wie Ghana gegen Australien oder Kamerun gegen Dänemark, in denen für mich so gar nichts auf dem Spiel steht (Dänemark ist eben nicht England) sind einfacher zu ertragen, wenn flotter, ideenreicher Fußball geboten wird.

Doch auch in den zurückliegenden zwei Tagen war die fußballerische Kost, die da über den Bildschirm flimmerte, eher mau. Dass ein Fußball, wie ihn zum Beispiel die Niederlande bisher boten, gegen Japan (1:0) zum vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale führte, empfindet mein Fußballgeschmacksnerv als grobe Beleidigung. Dass Du dann versuchst diesen Fauxpas mit einem staubtrockenen Pausensnack wie Australien gegen Ghana wieder auszugleichen, kann man Dir maximal als guten Willen durchgehen lassen. Das 1:1 dieser beiden Mannschaften war in etwa so interessant wie die Revision der Bebauungspläne des BBI zu studieren.

Und natürlich ist das einzige Spiel des Samstags, was ich vor lauter Frust nicht schaue, weil ich genug vom ewig gleichen Fußball habe, das Spiel der drei, welches ein bisschen Abwechslung bietet. Mal im Ernst liebe WM, das machst Du doch mit Absicht. Am Sonntag dann das gleiche Bild – das beste Spiel ist das Abendspiel, in dem Brasilien beweist, dass ihr neu gefundenes System sie zu einem ernstzunehmenden Titelaspiranten macht. Nur schön anzusehen war das alles nicht.

Der ewig gleiche Fußball im ewig gleichen System – nur marginal variiert. Wenn bei einer WM die spannendste Frage jedes Spiels die ist, ob der Trainer mit einer oder mit zwei Spitzen aus dem identisch aufgebauten Mittelfeld stürmen lässt, dann kommt nicht viel Spannung auf. Die Abwehrreihen sehen weltweit sowieso schon seit Jahren gleich aus. Das ist der moderne Fußball – taktisch, diszipliniert, zurückhaltend. Kurz: Furchtbar langweilig.

Und liebe WM, das macht auf Dauer keinen Spaß und mir gehen mittlerweile die Floskeln aus, mit denen ich beschreiben kann, dass Mannschaft X doch sehr tief gestaffelt stand und behäbig nach vorne spielte während ihr Gegner eher vorsichtig spielte und eine stabile Abwehr aufbot. Selbst die Brasilianer kann man nicht mehr aus vollem Herzen hassen, da sie ihren Angriffsfußball zugunsten einer geordneten Aufstellung aufgegeben haben.

Also liebe WM, ich habe mir das jetzt eine Woche lang angeschaut. Wenn sich das nicht bald ändert und mal das eine oder andere Feuerwerk abgefackelt wird, dann bin ich ernstlich verletzt.

Und dafür schreibe ich dann ab heute wieder täglich, ok?

Abgelegt unter: Prima Texte

Achja… – WM Tag 8 (Teil 2)

20:10 Uhr

Schnitt. Und plötzlich steht Günther Jauch, den man ohne Touchscreen vor der Brust oder Zettel in der Hand kaum erkennt, auf einem Stadtteilfest irgendwo in der Lüneburger Heide, wo eine 90er-Jahre Coverband mit Helmut Lotti als Frontmann „Football’s Coming Home“ […] in eine nicht existente Menge schreit. Jauch schunkelt, daneben schunkelt Kloppo. Gesichter wie Büttenreden.

11Freunde Liveticker

Treffender kann man das Spiel der Engländer heute Abend nicht beschreiben. Ein Volksfest in der Lüneburger Heide mit schlechter Coverband – mehr hatten die Jungs von der Insel nicht als Geburtstagsgeschenk für ihren Trainer in petto.

Das war streckenweise grausig anzusehen und in den Phasen, in denen es nicht grausig anzusehen war, war es noch ein Stück schlimmer. Algerien hatte immer ein Bein zur Stelle, hatte auf die ideenlose Offensive der Engländer immer eine Antwort. Zum großen Stadionrock reichte das heute bei weitem nicht. Auch nicht als Vorband.

Das Spiel der ehemaligen Kolonie ein paar Stunden vorher war da schon ganz anders anzusehen. Die USA gefallen mir immer besser in diesem Turnier. Hungrig, mit Freude am Spiel und sich selbst nach 0:2 Rückstand nicht aufgebend, spielten die Nordamerikaner vor allem in der zweiten Halbzeit so manches slowenische Bein schwindlig. Der 1:2 Anschlußtreffer war eines der Tore, die England so gerne schießen können würde: Glanzvoll und erinnerungswürdig.

Dass sie dann in den Schlußminuten ungerechtfertigterweise um den Sieg gebracht wurden als der Schiedsrichter das 3:2 aus Gründen aberkannte, die nur ihm geläufig sind, ist schade für die USA, hält die Gruppe aber spannend. Wenn mir vor der WM jemand gesagt hätte, dass Slowenien nach zwei Spielen diese Gruppe anführt, hätte ich ihn wohl ähnlich ausdruckslos angeschaut wie Rooney den Ball im heutigen Spiel der Engländer.

Es kann nur besser werden.

Abgelegt unter: Prima Texte

Deutschland besiegt Deutschland – WM Tag 8 (Teil 1)

Während sich auf Facebook* noch die Wut der deutschen Fans gegenüber des Schiedsrichters entlädt kann man nur ahnen, was Jogi Löw gerade mit Podolski anstellt. Die Erwartungen waren hoch nach dem Spiel gegen Australien. Gerade weil alle bisher kriselnden Spieler im deutschen Sturm so überzeugend gespielt und ihre Tore gemacht haben.

Hochgejubelt, Titelaspirant und klarer Favorit – diese Rolle bekommt Deutschland im Jahr 4 nach Klinsmann immer noch nicht so recht. Entsprechend bescheiden startete Löw in dieses Spiel. Klose stand vorne relativ allein herum – unterstützt nur von Podolski, der seine Rolle als hängende Spitze ein wenig zu ernst nahm.

Wäre Özil ein Verlag, so würde er nach diesem Spiel wohl ein Leistungschutzrecht bei der Bundesregierung beantragen. So richtig wußte man nicht, was er eigentlich zum Spiel der Deutschen beitrug, aber man hatte immer das Gefühl er wäre wichtig. War er aber nicht.
Den ganzen Beitrag lesen »

Abgelegt unter: Prima Texte