Adieu – WM Tag 7

Heute mussten wir uns gleich von drei Dingen bei dieser WM verabschieden: Der Torflaute, dem Umstand, dass Griechenland nie ein WM Spiel gewinnt und Frankreich. Nur eines dieser drei Dinge kam für mich überraschend. Doch der Reihe nach.

Das Mittagsangebot der FIFA fiel heute überraschend opulent aus, was die Torausbeute anging. Dabei ist es keineswegs so als wäre das Spiel irgendwie herausragend gewesen – ganz im Gegenteil. Südkorea verstand es ganz fantastisch, ehrfurchtsvoll in der Gegend rumzustehen wobei sie sich sichtlich bemühten sich grob in der Gegend ihrer argentinischen Gegenspieler aufzuhalten, diese aber nicht weiter zu belästigen.

Beeindruckt von so viel Höflichkeit versäumte es der klare Favorit Argentinien dann zunächst das eine oder andere Tor zu schießen, so dass Südkorea dies freundlicherweise übernahm. Das Eigentor in der 16. Minute unglücklich zu nennen wäre zu nett, es war schlicht dämlich. Argentinien sagte artig danke und nutzte in der 33. Minute eine weitere Unachtsamkeit in der Hintermannschaft Südkoreas zum 2:0, was diese mit einem freundlichen Lächeln quittierten.
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Ottmar gegen alle – WM Tag 6

Ein Spiel wie Honduras gegen Chile wäre für die meisten Deutschen unter Nicht-WM-Umständen wohl so interessant wie das Training der zweiten Frauenmannschaft des VfL Plauen. Was schade ist, denn ich bin mir sicher, dass die zweite Frauenmannschaft des VfL Plauen guten Fußball spielt. Und auch Honduras gegen Chile war nicht so schlecht wie man vorher gedacht hätte.

Sicherlich: Torchancen waren rar, Strafraumszenen selten und der Aufbau einiger Spielzüge besonders von Honduras lösten keine Begeisterungsstürme aus. Dabei übersieht man jedoch, dass gerade Chile in diesem Spiel äußerst clever zu Werke ging. Aus einer (Achtung Fußballfloskel) kompakten Hintermannschaft spielten sie schnell und klug nach vorne, setzten zumindest im Mittelfeld immer nach und sorgten so für nett anzusehenden Fußball.

In der 34. Minute wurde das belohnt und Honduras mußte das einzige Tor der Partie gegen sich verkraften. Wie gestern Nordkorea blieben sie nach dem Rückstand ihrem System treu, was allgemein aus einer 7-Mann Abwehrkette bestand und durch drei defensive Mittelfeldspielern und einem Torwart abgesichert wurde. Das ängstliche 7-2-1; seit jeher ein Klassiker des unkreativen Defensivfußballs. Chile verwaltete, verpasste das 2:0 ein ums andere Mal und ging nach 90 Minuten als gerechter, wenn auch glanzloser Sieger vom Platz.

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DiktaTor – WM Tag 5

Mittlerweile bin ich durchaus gezeichnet von dem selbst auferlegten Anspruch jedes Spiel der WM anzuschauen. Einerseits sind die Spiele bisher zu schlecht als das man sie gesund im Dreierpack jeden Tag überstehen würde, andererseits ist es eben auch nicht leicht die dreimal 90 Minuten jeden Tag in einen vernünftigen Zeitrahmen zu pressen.

Daher war gestern der erste Tag an dem ich ein Spiel verpasste – Neuseeland gegen die Slowakei fand für mich in Hintergrund meines Friseurs statt. So las ich erst nach dem Spiel, dass das 1:1 für Neuseeland ein tolles Ergebnis ist, da sie ein Tor schossen. Das ist schön. Es sind ja auch immer die kleinen Siege, die eine WM so speziell machen. Wenn schon nichts anderes.
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Das gefühlte NullNull – WM Tag 4

Der vierte WM Tag war nicht dienlich wenn es darum geht, die Faszination Fußball zu erklären. Zwar waren die Spiele auf dem Papier nett anzusehen aber leider blieb es durchweg bei diesem Eindruck. Irgendwie haben es alle drei Spiele an diesem Tag geschafft, mich zu enttäuschen.

Das Spiel, was ich fälschlicherweise in meinem Kopf seit Wochen als Beneluxderby abgeheftet habe, enttäuschte zunächst geopolitisch als ich erfuhr, dass Dänemark kein Teil der Beneluxstaaten ist – subtil dadurch angedeutet, dass in dem Wort Benelux kein „Dä“ vorkommt. Das Spiel der Nicht-Benelux-Dänen gegen die Benelux-Niederlande klang für mich nach der Konfrontation zweier alter europäischer Königshäuser, nach Traditionen, die aufeinandertreffen, nach aufopferungsvollem Kampf (Dänemark) gegen technische Überlegenheit (Niederlande) – kurz: Nach Fußballmagie.

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Podolski, Klose, Müller, Cacau – WM Tag 3

Der Vorfilm des heutigen WM Tages bestand aus dem bis dato zähesten Spiel des Turniers, welches Algerien und Slowenien mehr mit- als gegeneinander bestritten und das 1:0 endete (wehe es sagt jetzt wieder jemand was über Torwarte und dumme Fehler). Als Hors d’oeuvre wurde anschließend Serbien gegen Ghana serviert – ein Spiel das per Elfmeter entschieden wurde und sich auch über 90 Minuten so anfühlte als müsste es per Elfmeter entschieden werden. Zwar war der Sieg Ghanas im Endeffekt verdient, wirklich zwingend sah das aber alles nicht aus. Jedenfalls alles nichts, was den Hauptakteuren des heutigen Abends Zukunftsängste bescheren müßte.

Viele Fragezeichen standen neben der Aufstellung Jogi Löws – war doch Ballack nicht dabei, was Oliver Schmidt, der ein paar Stunden vorher das Spiel Ghanas im ZDF moderierte, nicht müde wurde bei jedem Ballkontakt Kevin-Prince Boatengs zu erwähnen. Fast ebenso viele Fragezeichen standen für mich hinter den Fähigkeiten Australiens, die ich dunkel als „gar nicht so schlecht“ in Erinnerung hatte und eigentlich noch als stärksten Gegner der deutschen Gruppe eingeschätzt hatte.
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England, Deine Torhüter – WM Tag 2

Man muss als Englandfan schon eine sehr hohe Toleranz gegenüber Spott und Häme besitzen. Nicht das ich mir viel ausrechne – immerhin muss ich ja dankbar sein, dass sie dabei sind nach dem Debakel 2008 bei, oder besser vor der EM. Aber das hätte nun wirklich nicht sein müssen.
Dabei waren die Umstände fast perfekt: Das erste mal echte Fußballatmosphäre genossen im Oscar Wilde in Berlin. Gefühlte 8 Fans pro Quadratmeter, stickige Luft, kaltes Bier – angerichtet für einen schönen Fußballabend. Aber ach…

Die Spiele der Griechen gegen Südkorea und der Nigerianer gegen Argentinien sind mir nur noch schwammig in Erinnerung – Weltmeisterschaftsstandardware irgendwo zwischen mittelgutem Fußball und der Erkenntnis, dass man keinen der Spieler der südkoreanischen Mannschaft kennt. Griechenlands Start in die WM unterbot sogar noch die französische Leistung des Vorabends und Argentinien erarbeitete sich einen Pflichtsieg ohne wirklich zu überzeugen.

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SüdafrikaMexiko vs. UruguayFrankreich

Der erste Tag der WM 2010 ist offiziell beendet und die Erwartungen waren ungefähr ebenso hoch wie der vermutete Absatz von Ohrenstöpseln rund um die zwei Stadien der heutigen Spiele. Doch der Reihe nach.

Die Ehre, die deutschen Fernsehzuschauer zur WM 2010 zu begrüßen, hatte das erfahrene Sturmduo Netzer-Delling und sie erledigten diese Aufgabe mit der Routine jahrelangen Flügelspiels im Fußballfernsehen. Das ist deswegen wichtig zu erwähnen, da das zweite Spiel des Tages von RTL übertragen wurde, die bei dieser Gelegenheit bewiesen, dass sie bei allen Sportarten, die nicht Formel1 sind, eher in der Regionalliga spielen.

Die ersten Halbzeiten beider Spiele glänzten durch erfrischende Harmlosigkeit aller beteiligten Akteure. So vergaßen sowohl Mexiko als auch Frankreich über 45 Minuten, dass sie in ihre respektiven Spiele als klare Favoriten gehen sollten. Gerd Gottlob, der das erste Spiel für die ARD kommentierte, sprach dies in feinster ARD-Fußballreportermanier der Stimmung im Stadion zu und sah die Mexikaner als durchweg beeindruckt an.

Gemeint waren hier in erster Linie die allgegenwärtigen Vuvuzuelas, die traditionellen Fantrompeten im südafrikanischen Fußball. Man muß kein Prophet sein um vorherzusehen, dass diese länglichen Tröten ab morgen die Berichterstattung im deutschen Boulevard dominieren werden. Ich finde sie ja ganz großartig, da sie auf einfachste Art und Weise das Soundkonzept der anwesenden Medien durcheinanderbringen und dabei so herrlich harmloser Ausdruck von Freude am Spiel sind. Sie sind eben nicht die unsäglichen Klatschpappen, die von DFB und Co. in Deutschland so gerne im Stadion verteilt werden und zu Recht in einen ganz speziellen Nebenhof der Hölle verbannt werden sollten. Es ist eine Tradition, die von den Fans kam und ich kann so etwas nur unterstützen.

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